Ich bin – zwischen Grenze und Verbundenheit

Heute Morgen begann alles mit einem Interview von Federico Faggin. Seine Worte über den menschlichen Körper als „part-whole“ – also als Einheit, in der jedes Teil, jede Zelle zugleich selbstständig und eingebettet ist – öffneten ein neues Verständnisfeld in mir.

Besonders berührte mich der Gedanke, dass keine Zelle unseres Körpers nach einem Plan arbeiten muss, der von außen kommt. Keine Magenzelle erhält Dienstpläne. Alles geschieht durch Beziehung, durch Resonanz, durch ein größeres Ganzes, das sich aus sich selbst heraus ordnet.

Und dann kam die Frage:

Wie viel Prozent meines Lebens besteht aus Kontrolle?
Und wie viel von mir bewertet – in gut oder schlecht – was gerade geschieht?

Ich musste ehrlich sein: Es ist viel. Selbst in scheinbar kleinen Momenten – wie beim Wunsch, dass mein Hund eine Begegnung „friedlich“ gestaltet – ist bereits eine Vorstellung aktiv, ein Wollen, ein Eingreifen ins Feld.

Die Entdeckung einer anderen Art von Halt

Was daraus entstand, war nicht nur ein Gedanke – sondern eine Verschiebung. Bisher kannte ich „Halt“ vor allem durch Grenzen: körperliche, psychische, räumliche. Und das ist gut und wichtig.

Aber was Faggin beschreibt – und was ich dann körperlich selbst erfahren habe – ist etwas anderes:

Ein Halt, der aus Verwobenheit entsteht.
Ein Sein, das nicht durch Kontrolle entsteht, sondern durch Einbettung.

Und plötzlich wurde klar: Ich bin nicht nur „ich“, weil ich mich abgrenze. Ich bin „ich“, weil ich eingebunden bin. In mir selbst. In das Leben. In das große Feld. In andere.

 
 

Die Kurzformel, die blieb:

Ich bin.
„Ich“ – Halt durch Grenzen.
„Bin“ – Halt durch Verwobenheit.

Und aus dieser Formel wurde ein poetischer Text, der alles zusammenfasst, was ich heute gefühlt habe:

Ich bin

Ich.
Halt, der aus Form entsteht.
Aus Grenze. Aus Klarheit. Aus „Hier endet mein Feld.“
Ich bin der Umriss, der nicht verletzt werden muss,
um echt zu sein.

Bin.
Halt, der aus Beziehung wächst.
Aus Verwobenheit. Aus leiser Zugehörigkeit.
Ich bin kein Einzelpunkt –
ich bin ein Klang im Gewebe des Lebens.

Ich bin.
Nicht ein Ziel.
Sondern ein Schwingen.

Zwischen Form und Feld.
Zwischen Eigenheit und Eingebundenheit.
Zwischen dem „Ich“ – das steht –
und dem „Bin“ – das lebt.

Und manchmal ist das genug.
Mehr als genug.
Ein innerer Halt, der atmet.