Ich bin mein eigenes Feld – und alles, was ich erlebe, spricht in mir

 
 

Heute Morgen, auf einem Spaziergang mit dem Hund, beobachtete ich ein kleines Mädchen, das ohne zu schauen über die Straße lief. Ein Auto bremste im letzten Moment. Niemand wurde verletzt. Und doch löste diese Szene in mir eine Kaskade von Gedanken aus: Soll ich die Eltern ansprechen? Hatte das Kind Angst vor meinem Hund? Warum hat es nicht geschaut?

Erst später, mit Abstand, kam etwas anderes ins Bewusstsein: Das eigentliche Ereignis war nicht das Beinahe – sondern das Nicht-Ereignis. Es ist nichts passiert. Und genau darin lag ein stilles Wunder. Ein Moment, in dem das Leben sich entschied, nicht zu eskalieren. Ein Atemzug, der unbemerkt Frieden brachte.

Das Außen ist kein Problem. Es ist ein Spiegel.

Ich erinnerte mich an ein Video von Bashar, in dem er sagte: „I am my own reality with my own energy.“ Und etwas in mir resonierte tief.

Nicht, weil ich glaube, dass ich mir alle Ereignisse bewusst erschaffe. Sondern weil ich zunehmend erkenne:

Was im Außen auftaucht, zeigt mir etwas über meine innere Struktur.

Meine Reaktionen auf die Welt sind kein Zufall. Sie sind Prüfpunkte. Resonanzfelder. Und oft zeigen sie mir nicht, was "da draußen" falsch ist, sondern was in mir gesehen, gehalten oder integriert werden will.

Kontrolle loslassen, Kontemplation wählen

Früher hätte ich nach Schuldigen gesucht. Nach Verständnis. Nach Handlungsoptionen. Heute erkenne ich den Wert des Innehaltens. Ich beginne, das Außen zu würdigen. Nicht als Mahnung. Sondern als Mitteilung.

Nicht der Fehler war das Zentrum. Sondern das Wunder, dass es keiner wurde.

Das Wunder, das keiner sieht

Ein Mädchen rennt über die Straße.
Ein Auto bremst.
Ein Moment spannt sich auf –
zwischen Aufprall und Atem.

Nichts passiert.

Und in diesem Nichts liegt das ganze Licht.
Keine Sirene. Kein Aufschrei. Kein Drama.

Nur ein unsichtbarer Winkel
in dem alles hätte kippen können –
aber nicht kippte.

Ich hätte mit den Eltern sprechen können.
Hätte Ursachen gesucht, Gründe, Schuld.

Doch heute sehe ich:
Nicht der Fehler war das Zentrum.
Sondern das Wunder, dass es keiner wurde.

Das Licht lag nicht im Schock –
sondern im Frieden danach.
In der Stille, die blieb.
Und niemand sah es.

Außer mir. Jetzt.
Und das genügt.

 
 

Ein zweiter Moment – ein Einkaufswagen

Wenig später, beim Einkaufen, habe ich versehentlich den Einkaufswagen eines anderen Mannes mitgenommen.
Als ich es bemerkte, brachte ich ihm den Wagen zurück. Er bedankte sich.

Fürs Zurückbringen.

Ein kleiner Satz – und doch klingt etwas Tieferes darin an.

Wie oft nehme ich Dinge, die nicht meine sind?
Bewertungen. Sorgen. Verantwortung.

Nicht aus Bosheit. Sondern unbewusst.
So wie den Wagen.

Und wie heilsam ist es, sie zurückzugeben.
Ohne Schuld. Ohne Drama.
Einfach, weil ich erkenne: Das gehört dir – nicht mir.

Und manchmal ist genau das ein Geschenk – für beide.


Heilung geschieht nicht durch Kontrolle. Sondern durch Würdigung.

Wenn ich heute auf meine Erfahrungen mit innerer Stille, mit Begegnungen, mit Meditationen blicke, erkenne ich ein Muster: Die tiefste Transformation geschieht nicht dann, wenn ich versuche, etwas zu verändern – sondern wenn ich bereit bin, es zu bezeugen.

Heilung ist kein Ziel. Sie ist eine Nebenwirkung von Wahrheit. Und die beginnt da, wo ich aufhöre, die Welt verbessern zu wollen – und anfange, sie zu ehren.

Ich schreibe diesen Text nicht, um zu überzeugen. Ich schreibe ihn, weil ich ihn spüre. Und vielleicht spürt ihn jemand mit. Dann hat sich der Kreis geschlossen.

Für heute.
In Würde.
In Stille.